Sie denken darüber nach, aus dem Krieg geflüchtete Menschen bei sich aufzunehmen, und was Sie brauchen, um ein guter Gastgeber zu sein? Den meisten fallen vielleicht zunächst Sachen wie Bettwäsche, Kleidung oder Platz im Kleiderschrank ein. Doch oft sind es die weniger offensichtlichen Dinge, die den größten Unterschied machen. Deshalb hier eine Liste von fünf Dingen, die Sie anbieten sollten, wenn Sie Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen wollen.
1. Rückzugsmöglichkeit
Nach ihren häufig traumatisierenden Erlebnissen brauchen Geflüchtete vor allem eins: Ein sicheres Dach über dem Kopf mit geschützten Räumen, um ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Wenn Sie Geflüchtete bei sich aufnehmen möchten, sollten Sie ihnen unbedingt gute Rückzugsmöglichkeiten anbieten können, etwa ein Zimmer zur alleinigen Nutzung. Respektieren Sie unbedingt die Privatsphäre Ihrer Mitbewohner:Innen!
Auf Dauer wäre sogar eine eigene Wohneinheit wie eine Einliegerwohnung empfehlenswert. Sind Sie selbst Mieter, sollten Sie sich für eine langfristige Beherbergung die Erlaubnis Ihres Vermieters oder Ihrer Vermieterin einholen.
2. Belastbarkeit
Wer Geflüchtete bei sich aufnehmen möchte, sollte selbst belastbar und psychisch stabil sein. Vielen gehen schon die Eindrücke aus den Medien sehr nah. Der Kontakt mit betroffenen Menschen ist um einiges unmittelbarer.
Fragen Sie sich, wo Ihre persönlichen Grenzen liegen. Wichtig ist jedoch auch: Sie sind nicht für die Aufarbeitung der Kriegserfahrungen Ihrer Gäste verantwortlich. Sie können Gesprächsbereitschaft signalisieren, doch die Hilfe eines Therapeuten müssen Sie nicht erbringen! Dafür gibt es psychosoziale Zentren mit professioneller Unterstützung.
3. Empathie und offenheit
Ein nettes Zusammensitzen beim Abendessen? Gemeinsame Wochenendausflüge? Sicher, ein solcher Austausch wäre schön. Doch dürfen wir unsere „Erste Hilfe“ in dieser Situation nicht mit einem „Kultur-Austausch“ verwechseln.
Prüfen Sie Ihre Erwartungen und Motive an Ihre Gastgeberzeit. Ihre Gäste sind womöglich traumatisiert, werden sich möglicherweise viel zurückziehen und Zeit für sich brauchen. Daher haben sie vielleicht wenig Kapazität für lebendigen Kontakt und Austausch – auch nicht für Dankbarkeit Ihnen gegenüber. Sind Sie dafür offen?
4. klarheit
Wo Menschen zusammenleben, gibt es Konfliktpunkte – da wird Ihre WG mit Geflüchteten keine Ausnahme sein. Je geringer die räumliche Trennung, umso wichtiger wird die klare Absprache:
Wie lange soll die Unterbringung dauern? Wie soll der Kauf von Lebensmitteln ablaufen? Was sind Ihre Erwartungen an Ihre Gäste beispielsweise bei der Mitbenutzung von Küche oder Badezimmer? Wer soll welche Aufgaben im Haushalt übernehmen?
Je transparenter Sie hier mit Ihren Vorstellungen umgehen, desto leichter können Sie Konflikten vorbeugen und Lösungen finden.
5. hilfe zur selbsthilfe
Ein wachsendes Netzwerk von Unterstützern und Beratungsstellen steht mittlerweile für geflüchtete Ukrainer:innen zur Verfügung. Wir versuchen, Ihnen einen aktuellen Überblick zu geben, wohin sich Ihre Gäste zu unterschiedlichen Lebensfragen wenden können. Sie müssen nicht alles für Ihre Gäste erledigen! Oft ist die Hilfe zur Selbsthilfe die beste Unterstützung.