Wir haben Rene Grassau, ehrenamtliches Mitglied des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) im Ortsverband Hamburg-Mitte, gebeten, sieben wichtige Fragen zur Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine zu beantworten.
1. wo kann ich mich registrieren, wenn ich in hamburg geflüchtete bei mir zuhause aufnehmen möchte?
Unter https://wohnung.hilfe-ukraine.com/ findet man ein Formular, in das man genau eintragen kann, ab wann und wie lang man wie viele Menschen bei sich aufnehmen kann. Und ob man auch bereit ist, evtl. deren Haustiere zu beherbergen.
2. wie geht es dann weiter?
In einer Videokonferenz klärt der ASB mit den potenziellen Gastgeber:innen vorab alle wichtigen Fragen. Es geht uns darum, die Leute so gut wie möglich kennenzulernen, denn unser oberstes Gebot ist es, sichere Bleiben für die Vertriebenen zu finden. Dazu gehört auch, dass die Gastgeber:innen uns ihre Ausweise zeigen müssen. Selbstverständlich fahren wir die Geflüchteten auch in ihre neuen Unterkünfte. Wenn wir vor Ort merken, dass es nicht passt, vermitteln wir sie weiter. Dann schlafen sie notfalls eine Nacht in einer Kirche und wir finden am nächsten Tag eine neue Bleibe. Bisher haben sich nur wunderbare Menschen bei uns gemeldet. 600 allein in den ersten anderthalb Wochen! Die Hilfsbereitschaft der Hamburger hat uns wirklich überwältigt.
Bisher haben sich nur wunderbare Menschen bei uns gemeldet. 600 allein in den ersten anderthalb Wochen! Die Hilfsbereitschaft der Hamburger hat uns wirklich überwältigt.“
Rene Grassau, ehrenamtliches Mitglied des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB)
3. wie gross sollte das zimmer sein, das ich zur verfügung stelle?
Das ist ziemlich egal. Viel wichtiger ist es, dass die Geflüchteten neben dem Gästezimmer auch den Rest der Wohnung nutzen dürfen. Dann spielt es keine Rolle, ob das Schlafzimmer klein ist. Ich finde, es hat viele Vorteile, wenn Geflüchtete von einer Familie aufgenommen werden. So werden sie automatisch integriert und erfahren Unterstützung. Es gibt in Hamburg zum Beispiel viele alleinstehende ältere Menschen in großen Häusern, die einsam sind und sich darüber freuen, wenn eine Mutter mit ihren Kindern bei ihnen einzieht. So kann man sich gegenseitig umeinander kümmern. Es geht uns natürlich nicht darum, günstige Arbeitskräfte zu vermitteln, aber wir gehen davon aus, dass für die Gäste mitgekocht wird, wenn in den Familien gekocht wird. Die Generation, die jetzt einsam ist, hat eine Vertreibung oft selbst erlebt.
4. gibt es eine mindestdauer für die aufnahme, oder hilft es auch schon, wenn ich nur für kurze zeit einen schlafplatz anbiete?
Generell gilt: In einer Mietwohnung darf man Gäste sechs Wochen lang beherbergen. Danach muss man den Vermieter um Erlaubnis bitten. Ich glaube aber nicht, dass Mieter in der derzeitigen Situation Räumungsklagen befürchten müssen, wenn die Geflüchteten länger bleiben. Das wäre moralisch absolut verwerflich von den Vermietern.
Zum jetzigen Moment wäre es wünschenswert, dass man mindestens sechs Wochen bereit sein sollte, Geflüchtete aufzunehmen. Aber wenn sich die Situation noch weiter verschärft und noch mehr Menschen aus der Ukraine flüchten müssen, dann freuen wir uns auch, wenn jemand nur zwei Wochen Menschen beherbergt.
5. welche administrativen aufgaben kommen auf gastgeber zu?
Keine. Der ASB unterstützt bei der Registrierung der Geflüchteten in der Zentralen Erstaufnahme am Bargkoppelweg und bei der Zentralen Ausländerbehörde in der Hammer Straße. Das ist wichtig, damit die Vertriebenen Sozialhilfe beantragen können. Wir sind bei allen Fragen immer für die Gastgeber und ihre Gäste da, um sie bestmöglich zu unterstützen.
Der ASB unterstützt bei der Registrierung der Geflüchteten … Das ist wichtig, damit die Vertriebenen Sozialhilfe beantragen können. Wir sind bei allen Fragen immer für die Gastgeber und ihre Gäste da, um sie bestmöglich zu unterstützen.“
Rene Grassau, ehrenamtliches Mitglied des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB)
6. gibt es finanzielle hilfe von staatlicher seite, wenn ich jemanden aufnehmen möchte?
Nein, aber alle Geflüchteten haben ein Recht auf Arbeit oder Sozialhilfe. Aus Erfahrung kann ich sagen: Sobald sich die Menschen aus der Ukraine von den Schrecken ihrer Flucht erholt haben, möchten sie arbeiten, wie wir aus den Gesprächen erfahren haben.
7. was passiert, wenn es zu problemen zwischen Gastgeber:innen und geflüchteten kommt? oder es mit dem zusammenleben doch nicht klappt?
Egal, mit wem man zusammenlebt: Es kann mal zu einer Krise kommen. In solchen Momenten kann man sich immer an den ASB wenden. Wir können z.B. per Videokonferenz einen Dolmetscher zuschalten, der russisch und ukrainisch spricht. Klappt es gar nicht mit dem Zusammenleben, vermitteln wir die Geflüchteten selbstverständlich weiter.